Hier finden Sie die nächste Leseandacht für Sonntag, 29. März 2020. Die Christus-Kirche ist zwar für persönliches Gebet geöffnet, aber es findet aktuell kein Gottesdienst statt. Die Texte dieser Andacht liegen vor der Kirche als „Gottesdienst zum Mitnehmen“ aus.
Psalmgebet
Lieber Gott, setz Du Dich doch bitte für mich ein und nimm meine Sorgen in Deine Hand. Ich möchte nicht immer so traurig sein, weil ich nicht zurechtkomme im Alltag. Mach es hell vor meinen Augen, lass mich einsehen, was Du sagst, damit ich immer wieder zurückfinde auf Deinen Weg und aufblicken kann zu Dir und Deine Stimme in meinem Herzen höre. Ich möchte immer wieder zurückfinden in die Kirche, hin zum Altar, von dem so viel Segen ausgeht, Deine Nähe, guter Gott; denn durch Dich lerne ich wieder lachen, so dass ich Dir danken kann.
(zu Psalm 43 v. Peter Spangenberg)
Predigttext (aus dem Hebräerbrief)
Darum hat auch Jesus, damit er das Volk heilige durch sein eigenes Blut, gelitten draußen vor dem Tor. So lasst uns nun zu ihm hinausgehen vor das Lager und seine Schmach tragen. Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir. (Hbr 13,12-14)
Predigt: Mit Gott kann ich Buden bauen
Eckstein, Eckstein, alles muss versteckt sein. Wenn ich an meine Kindheit denke, dann fällt mir genau das ein! Draußen mit anderen Kindern zu spielen. Da wo alles erlaubt war: Rennen, Toben, Springen, Stampfen. Hier draußen zu sein – das war das Größte! Und genau das wird momentan vielen Kindern zum Verhängnis. Draußen vor den Landesgrenzen. Da, wo Menschen, die aus ihrer Heimat fliehen mussten, nicht willkommen sind. Auch hier verstecken sich die Kinder. Aber für sie ist es kein Spiel, sondern bitterer Ernst. Ja manchmal sogar ein Kampf um Leben und Tod. Hier draußen zu sein – das ist das Schlimmste!
Und auch für uns bekommt das Draußen-Sein aktuell eine ganz neue Bedeutung. Draußen ist auf einmal alles anders. Das Coronavirus verbreitet draußen, in der ganzen Welt, Unsicherheit und Angst.
Eckstein, Eckstein, alles muss versteckt sein. Das Absolut Größte für uns Kinder war es, wenn wir uns eine eigene Bude gebaut haben. Nur für uns! Zur Sicherheit mit einem großen ZUTRITT-VERBOTEN-SCHILD für Erwachsene versehen. Hier galten unsere Regeln und nicht die, unserer Eltern. Eine eigene Bude zu haben bekommt jetzt auch einen ganz neuen Wert. Jetzt wo draußen vieles geschlossen hat und man angehalten ist drinnen zu bleiben. Einen Ort zu haben, an dem man sich wohl und sicher fühlt. An dem man das Gefühl hat, am richtigen Ort angekommen zu sein. Zuhause. Heimat.
Draußen! Das war auch der Ort, an dem Jesus war. Mitten im Leben, in der Welt, bei den Menschen. Bei denen, die ebenfalls draußen standen und an vielen Orten nicht willkommen waren. Arme, Kranke und Sünder. Draußen hat Jesus mit ihnen gelebt, gelacht, geweint und gelitten! Gelitten draußen vor dem Tor, d.h. vor dem Tor Jerusalems. An einem Ort, der nicht weiter draußen sein könnte. Golgatha. Hier hat Jesus gelitten. Hier ist er gestorben.
In 2 Wochen feiern wir, dass Jesus alle Sünden auf sich genommen hat, damit wir in Freiheit leben können. Dass er den Tod besiegt hat und auferstanden ist. Für die Menschen, an die der Hebräerbrief adressiert war, hatte das ganz konkrete Auswirkungen auf ihr Leben und Handeln. Denn jetzt mussten sie keine Opfer zur Entsühnung – zur Reinigung von Sünden – darbringen. Das hat Jesus ein für alle Mal getan.
Und genau das feiern wir an Ostern! Aber auch wenn wir wissen, was Jesus für uns getan hat, bleibt die Frage, ob sich all das auch ganz konkret auf unser Leben und Handeln auswirkt. Der Predigttext beantwortet diese Frage mit einem klaren: JA! Denn auch wir sind frei von Schuld und Sünde! Frei zu sein, heißt aber auch immer die Möglichkeit zu haben sich frei zu bewegen! Der Glaube ist nichts Statisches. Zu glauben heißt immer sich zu bewegen und das wiederum heißt auch immer ETWAS zu bewegen. Zu Handeln. Verantwortung zu übernehmen.
Gerade jetzt, zur Zeit der Corona-Krise spüren wir alle, was es heißt draußen zu sein. In Angst, Bedrohung und Schmach zu leben. Daher ist es wichtig nicht statisch, nicht panisch zu werden, sondern in Bewegung zu bleiben. Wie das aussehen kann, zeigt uns der Wochenspruch: „Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben als Lösegeld für Viele.“ Das ist die Schmach Jesu! Auch in Angst, Unsicherheit und Leiden nicht nur auf sich, sondern auch auf den Anderen zu schauen! Und das heißt auch eine Bude zu bauen. Einen Ort zu schaffen, an dem wir uns sicher, wohl und zuhause fühlen.
Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“ Das klingt ein bisschen so, als ob es eh egal ist, was wir hier auf Erden tun, weil das eigentlich Wichtige erst noch kommt! Aber so verstehe ich den Text nicht! Ja in 2 Wochen feiern wir, dass all das, was hier auf Erden passiert, nicht das Ende ist. Aber das heißt nicht, dass alles egal ist hier auf Erden. Ganz im Gegenteil. Jetzt sind wir hier. Draußen, wo Menschen leben und leiden. In unserer Bude!
Und wir sind frei uns diese Bude so zu gestalten, dass wir uns sicher, wohl und zuhause fühlen. Als ein Ort des Respekts, Vertrauens, Freundschaft und Liebe. Denn nur so brauchen wir nicht mehr zu suchen. So ist Gott schon längst mitten unter uns und schenkt uns Heimat! Amen.
Segensgebet
Gott, der dich wahrnimmt,
lasse zu deiner Erfahrung werden,
was er dir zugesagt hat:
bei dir zu sein in Angst und Unsicherheit,
zu dir zu stehen in Ausweglosigkeit und Verlassenheit,
dich zu trösten, wenn du bekümmert bist,
deine Bedürftigkeit zu Herzen zu nehmen,
was immer auf dir lastet.
Er schenke dir, was du dir selbst nicht geben kannst:
wachsendes Vertrauen
mitten in den Widersprüchen des Lebens. (Sabine Naegeli)
– Vikarin Kira Weweler, Ev. Kirchengemeinde Beckum –