Hier finden Sie die nächste Leseandacht für Sonntag, 5. April 2020. Die Christus-Kirche ist zwar für persönliches Gebet geöffnet, aber es findet aktuell kein Gottesdienst statt. Die Texte dieser Andacht liegen vor der Kirche als „Gottesdienst zum Mitnehmen“ aus.
Psalmgebet
Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Warum hörst du nicht, wie ich schreie, warum bist du so fern? Mein Gott, Tag und Nacht rufe ich um Hilfe, doch du antwortest nicht und schenkst mir keine Ruhe. Du bist doch der heilige Gott, dem Israel Danklieder singt! Auf dich verließen sich unsere Vorfahren, sie vertrauten dir, und du hast sie gerettet; sie hofften auf dich und wurden nicht enttäuscht. Bleibe nicht fern, denn ich bin in Not! Niemand sonst kann mir helfen! Bleib nicht fern von mir, Gott!
Nach Psalm 22
Evangeliumslesung
Jesus nahm die Zwölf beiseite und sagte zu ihnen: Wir ziehen jetzt hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was durch die Propheten über den Menschensohn geschrieben worden ist. (Lk 18,31)
Predigtgedanken des Doppelpunkt-Teams
Auf geht`s, hinauf nach Jerusalem! Mit Palmsonntag beginnt die Karwoche, in der Christinnen und Christen an das Leiden und Sterben des Menschen Jesus von Nazareth erinnern.
Die letzte Woche der Passionszeit ist geprägt von der Ahnung: Dieser Weg wird kein leichter sein! In der Tat, wie dunkle Wolken ziehen düstere Sorgen auf. Doch – auch wenn es schwer ist – es führt kein Weg daran vorbei. Und so nimmt Jesus seine Leute beiseite und teilt mit, wie der Plan aussieht. Wir ziehen jetzt hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was durch die Propheten über den Menschensohn geschrieben worden ist. Also: Auf geht`s, hinauf nach Jerusalem! Nicht alle Jünger dürften begeistert gewesen sein. Einige mögen gesagt haben: Einverstanden, wir halten uns an die Regeln und ziehen das jetzt durch. Am Ende wird sich jede Anstrengung gelohnt haben. Wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben.
Andere könnten widersprochen haben: Aber was bringt das Ganze denn? Ist überhaupt erwiesen, dass am Ende wirklich alles vollendet und besser wird? Wir könnten unsere Zeit besser und sinnvoller nutzen. Wir sollten für unsere Familien und Freunde da sein. Was sollen wir in Jerusalem? Wir sollten die Nähe mit den Menschen suchen, die Hilfe und unsere Unterstützung brauchen – besonders in diesen Tagen!
Eine bunte Mischung an Gefühlen und Gedanken bewegt die Menschen. Damals und heute.
Im Doppelpunkt-Team können wir uns nicht wie gewohnt treffen und den Doppelpunkt vorbereiten. Wir versuchen unsere Gedanken und Empfindungen in Worte zu fassen. Aber das ist schwer. Im Gespräch, wenn wir räumlich verbunden sind, ist so vieles leichter auszudrücken. Jetzt herrscht Sprachlosigkeit. Großes Schweigen.
Wobei Stille, diese unverhoffte Ruhe, wunderbar sein kann. Keine Frage! Nach anstrengenden letzten Wochen laden das Wetter und die verordnete Distanz ein im Garten zu sitzen, zu lauschen und zu lesen. Eine schreibt: Ich beobachte und genieße viele Kleinigkeiten, beobachte jeden einzelnen Obstbaum dabei, wie er aufblüht und habe das Gefühl, seit langem mal wieder „in der Stille angekommen“ zu sein. Ich kann „Zeit mit Gott verbringen“, wie es in dem Lied heißt.
Ein anderer schreibt: Ich habe den Frühling gesehen. Ich freue mich, dass er endlich da ist. Die ersten Blumen bereiten ihm den Weg. Ich gehe in den Garten und freue mich. Die Temperaturen werden milder und die Sonne gewinnt täglich an Kraft. Das Leben kehrt wieder. Ich will in die Eisdiele, einfach unter Menschen, die diese Zeit genauso genießen möchten, wie ich. Die Vögel jubilieren und ich möchte mit einstimmen… Hosianna? Aber dieser Frühling ist anders als die anderen Frühjahre. Alles ist still. Alles ist anders. Als würden sie ihn gefangen nehmen. Als würden sie ihn in Ketten schlagen, den Frühling. Ich weiß aber, dass er dennoch kommt. Der Frühling. Anders als sonst, aber er kommt. Kraftvoll sprengt er die Ketten und das Leben kehrt wieder ein, irgendwann…
Langsam entsteht im virtuellen Raum ein Gespräch. Vorsichtig, noch ganz verhalten. Doch Worte finden Gestalt und einer schreibt: Jetzt zeigt sich ganz besonders, wie sehr wir soziale Kontakte und Gemeinschaft brauchen. Viele haben Angst, einen geliebten Menschen zu verlieren oder in finanzielle bzw. berufliche Schieflage zu geraten.
In den Gedanken des Doppelpunkt-Teams schwingt so vieles mit: Sorge um die alten Eltern, um Kinder und Enkel, die sich als neue Erdenbürger ankündigen oder schon da sind. Und es klingen tiefe Dankbarkeit und Zuversicht an.
Es ist wohl doch etwas dran, an dem Slogan: Aus Worten können Wege werden. Gott eröffnet eine Perspektive, die uns wie eine Brücke in die Zukunft leitet. Wir gehen – auch diesen Weg – im Vertrauen, dass Gott an unserer Seite bleibt. Im Leben, im Sterben und darüber hinaus.
Ach Gott, wir gehen. Hinauf nach Jerusalem. Wir vermissen den Alltag und die Menschen, die wir sonst treffen. Hilf uns, diese Zeit durchzustehen. Schenk Gelassenheit und einen offenen Blick für unsere Mitmenschen und dich. Gott, mach uns innerlich frei, dass wir die Hoffnung nicht verlieren. Wir erinnern uns: In den vielen Krisen und Rückschlägen, die wir erlebt, überlebt und überstanden haben, warst du nahe. Lass das Licht der Auferstehungssonne auch jetzt unserem Dunkel heimleuchten. Mögen uns die Augen und Herzen aufgehen für deine Gegenwart, in uns, durch uns, unter uns.
Segen
Es segne dich Gott. Du bist nach Gottes Bild geschaffen.
Es segne dich Jesus Christus.
Er hat dich durch sein Leiden und Sterben erlöst.
Es segne dich Gottes heilige Geistkraft.
Sie beflügelt und bewegt dich in guten wie in schweren Zeiten.
Gott der Vater und der Sohn und der Heilige Geist geleite dich
durch das Dunkel des Todes in sein Licht. Gott sei dir gnädig und
gebe dir Frieden und ewiges Leben.
Doppelpunkt-Team und Pfarrerin Birgit Schneider, Ev. Kirchengemeinde Beckum