Gottesdienst für Zuhause

Zum Karfreitag ist hier ein kurzes Video mit einem Impuls von Vikarin Kira Weweler sowie ein Text für einen „Gottesdienst für Zuhause“ zu finden.

Die Gedanken aus dem Video gibt es im Folgenden noch einmal als eine Leseandacht

Psalm 22

Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
Weit entfernt ist meine Rettung.
Ungehört verhallt mein Hilfeschrei.
Mein Gott, so rufe ich am Tag,
doch du gibst keine Antwort.
Und so rufe ich in der Nacht,
doch nur Schweigen umgibt mich.
Bleib nicht fern von mir!
Denn die Not ist so nahe.
Und sonst habe ich niemand, der mir hilft.

Lied

(zum Mitsingen oder hören unter https://youtu.be/Rxj2YGflzK0)

Evangelium:
Von der Kreuzigung Jesu

Und als sie an die Stätte kamen mit Namen Golgatha, das heißt: Schädelstätte, gaben sie ihm Wein zu trinken mit Galle vermischt; und da er’s schmeckte, wollte er nicht trinken. Als sie ihn aber gekreuzigt hatten, verteilten sie seine Kleider und warfen das Los darum. Und sie saßen da und bewachten ihn. Und oben über sein Haupt setzten sie eine Aufschrift mit der Ursache seines Todes: Dies ist Jesus, der Juden König.

Da wurden zwei Räuber mit ihm gekreuzigt, einer zur Rechten und einer zur Linken. Die aber vorübergingen, lästerten ihn und schüttelten ihre Köpfe und sprachen: „Der du den Tempel abbrichst und baust ihn auf in drei Tagen, hilf dir selber, wenn du Gottes Sohn bist, und steig herab vom Kreuz!“

Desgleichen spotteten auch die Hohenpriester mit den Schriftgelehrten und Ältesten und sprachen: „Andern hat er geholfen und kann sich selber nicht helfen. Er ist der König von Israel, er steige nun herab vom Kreuz. Dann wollen wir an ihn glauben. Er hat Gott vertraut; der erlöse ihn nun, wenn er Gefallen an ihm hat; denn er hat gesagt: Ich bin Gottes Sohn.“

Desgleichen schmähten ihn auch die Räuber, die mit ihm gekreuzigt waren.

Von der sechsten Stunde an kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde. Und um die neunte Stunde schrie Jesus laut:

„Eli, Eli, lama asabtani?“ Das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?

Einige aber, die da standen, als sie das hörten, sprachen sie: Der ruft nach Elia. Und sogleich lief einer von ihnen, nahm einen Schwamm und füllte ihn mit Essig und steckte ihn auf ein Rohr und gab ihm zu trinken. Die andern aber sprachen: Halt, lasst uns sehen, ob Elia komme und ihm helfe! Aber Jesus schrie abermals laut und verschied.

(Mt 27,33-50)

Andacht

Heute ist Karfreitag. Christen auf der ganzen Welt bedenken heute Jesu Leiden und Sterben. Am Karfreitag ist immer alles irgendwie anders. Es ist stiller, schlichter und trister als sonst. In vielen Kirchen wird am Karfreitag der Altar leergeräumt.

   Zu sehen bleibt oft nur das Kreuz. Allein und verlassen steht es auf dem Altar. In diesem Jahr noch verlassener als sonst, denn in diesem Jahr finden keine Gottesdienste statt. Die Kirchen bleiben leer. Das Kreuz ist weltweit ein Symbol für den Tod. Uns Christen erinnert das Kreuz an Jesu Tod. Daran, dass auch er ganz allein und verlassen am Kreuz litt und starb. Diese Verlassenheit findet ihren Ausdruck in Jesu letzte Worte:

„Eli, Eli, lama asabtani?“ „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“

   Jesus ist allein! Nur einige Frauen schauen von Ferne zu. Und auch wir bleiben in diesem Jahr fern. Wir bleiben auf Distanz, halten Abstand.

Und ich persönlich merke, dass mir gerade heute die Gemeinschaft in der Kirche fehlt, um diesen stillen Karfreitag zu ertragen und zu bedenken. Aber das Kreuz verrät mir, dass – auch wenn es sich momentan anders anfühlt – wir nicht alleine sind! Jesus, der genau weiß, was es heißt einsam und verlassen zu sein, lässt uns nicht allein. Er teilt unsere Einsamkeit!

   Ja das Kreuz ist weltweit ein Symbol für den Tod, aber gerade mit Blick auf den heutigen stillen Karfreitag und auf das gesamte Ostergeschehen steht das Kreuz für so viel mehr: Ich persönlich verbinde zwei Dinge mit dem Kreuz. Einmal steht es für Gottes große Liebe zu uns Menschen. Jesus hätte ja auch einen ganz anderen, einen leichteren Weg gehen können. Aber genau das hat er nicht getan. Er wusste, was ihn erwartet. Aus Liebe zu uns Menschen ist er diesen Weg gegangen und hat das Kreuz auf sich genommen, um uns von allem, was uns beschwert, fesselt und lähmt, frei zu machen. Und damit ist auch schon das Zweite genannt, was mir das Kreuz bedeutet. Nämlich Freiheit. Gott hat uns durch Jesus Christus Freiheit geschenkt. Er hat das Kreuz und damit alle Sünden auf sich genommen, damit sie uns nicht mehr belasten und wir frei von alledem leben können.

Im Johannesevangelium heißt es: „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“

Der Karfreitag ist still und anders! Aber das Kreuz schenkt mir Trost. Es ist ein Symbol für den Tod, aber auch ein Symbol für Gottes bedingungslose Liebe zu uns Menschen und für die Freiheit, die er uns schenkt. Außerdem steht das Kreuz für den Sieg Gottes über alle Schuld, alle Sünden und den Tod. Amen.

Gebet

Herr, mit Blick auf dein Kreuz gedenken wir an dein Leiden und Sterben. Wir denken an unsere Verstorbenen und leiden mit den Trauernden.

Mit Blick auf dein Kreuz denken wir an die Menschen, die Opfer von Krieg, Terror und häuslicher Gewalt wurden.

Mit Blick auf dein Kreuz denken wir an alle, die Angst davor haben krank zu werden. Angst davor einen lieben Menschen zu verlieren.

Mit Blick auf dein Kreuz denken wir an alle, die gerade jetzt über ihre Grenzen gehen, um für ihre Mitmenschen da zu sein.

Herr, wir schauen auf dein Kreuz und bitten dich:

Sei du bei uns allen! Schenke uns deine Nähe und deinen Trost.

Segen

Gott segne uns – in all unserer Dunkelheit und Einsamkeit.
Gott segne und behüte uns.
Gott lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Gott erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden.
Amen.

Vikarin Kira Weweler, Ev. Kirchengemeinde Beckum

Die Leseandacht gibt es hier auch als PDF zum Herunterladen.